Islamunterricht ist kein Mittel gegen Radikalisierung

Lamy Kaddor Foto (Archiv): Superbass Lizenz: CC BY-SA 4.0


Hinter der Vorstellung, Islamunterricht könne junge Muslime vor Radikalisierung schützen, steht ein romantisches Bild von Religion.  

Mit Lamya Kaddor (Grüne) und Serap Güler (CDU) fordern zwei bekannte Bundestagsabgeordnete eine Stärkung des Islamunterrichts, um der Radikalisierung junger Muslime entgegenzuwirken. Die Arbeit von Kaddor vor ihrer Zeit als Politikerin ist der beste Beleg dafür, dass die Forderung unsinnig ist. Die Islamwissenschaftlerin und Religionspädagogin erteilte vor 20 Jahren an zwei Schulen in Dinslaken islamischen Religionsunterricht. Er konnte nicht verhindern, dass fünf Schüler sich dschihadistischen Gruppen anschlossen, zum Teil nach Syrien ausreisten und dort für den Islamischen Staat kämpften.

Dem Glauben, Religionsunterricht könne vor Radikalisierung schützen, liegt die naive Vorstellung zugrunde, Religionen und damit auch der Islam hätten einen guten Kern, den man nur vermitteln müsse, um Kinder und Jugendliche vor Hasspredigern immun zu machen. Aber diesen Kern gibt es nicht. Gerade die expansiven und weltweit erfolgreichen Religionen wie der Islam, aber auch das Christentum, zeichnen sich dadurch aus, dass sie in jeder Richtung anschlussfähig sind, man mit ihren Schriften Mord und Totschlag ebenso begründen kann wie Nächstenliebe. Der Islam ist zudem eine auf Expansion angelegte Religion, deren Stifter Mohammed zu Lebzeiten ein erfolgreicher Feldherr war.

Aufklärung, Säkularisierung, die weitgehende Domestizierung von Religionen sind der beste Weg, Radikalisierung entgegenzutreten. Mehr und besserer Unterricht in Geschichte, Mathematik, Literatur oder Physik dürfte mehr bringen als die Umdeutung des Islams zu einer toleranten Bullerbü-Religion.

 

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